Hoppala. Ist da was dran? Selbstbeherrschung.
- Monika Juritsch
- 17. Nov.
- 3 Min. Lesezeit
Sie sitzt im Publikum. Ein Abend voller Leichtigkeit. Ein Glas in der Hand. Der Kopf soll Pause machen. Lachen soll durch den Körper rauschen. Und dann kommt dieser Satz. Selbstbeherrschung ist eine Form der Unterdrückung. Es wirkt wie ein lockerer Spruch. Ein Seitenhieb. Comedy eben. Doch in ihr passiert etwas. Ein kleines Zucken. Ein kurzes Innehalten. Ein stilles Hoppala. Da ist vielleicht mehr dran als gedacht.
Vielleicht kennst du solche Momente. Humor öffnet Türen, die wir im Alltag sorgfältig zulassen. Ein Satz trifft dich aus dem Nichts. Du lachst noch. Gleichzeitig beginnt in dir etwas zu arbeiten. Manchmal sanft. Manchmal wie ein leiser Fingerzeig. Auf etwas, das du selbst schon lange spürst und nie richtig in Worte fassen wolltest.
Selbstbeherrschung. Dieses große Wort, das uns schon sehr früh begleitet. Sei brav. Reiß dich zusammen. Halte dich zurück. Pass dich an. Mach keine Wellen. Das zieht sich durch Schule. Familie. Beziehungen. Arbeit. Es ist überall. Und vieles davon ist gut gemeint. Vieles davon ist nötig, um friedlich miteinander auszukommen. Doch irgendwann beginnt es zu reiben. Dort, wo Selbstbeherrschung nicht mehr Klarheit ist, sondern Selbstverkleinerung.
Sie denkt an Situationen, in denen sie sich selbst zusammengehalten hat. Situationen, in denen der Körper gern gesprochen hätte. In denen ein Satz auf der Zunge lag. Vielleicht ein Nein. Vielleicht ein Stopp. Vielleicht ein Ich sehe das anders. Doch sie hat es nicht gesagt. Der Moment wurde geschluckt. Für den Frieden. Für die Stimmung. Für das Team. Für die Erwartungen anderer.
Da entsteht diese innere Enge. Sie kommt nicht laut. Sie kommt schleichend. Du spürst sie erst spät. Doch sie ist da. Sie zeigt sich, wenn du danach müde bist, obwohl du nichts gesagt hast. Wenn du dich leer fühlst, obwohl außen alles ruhig wirkt. Wenn du lächelst, obwohl in dir etwas protestiert. Und genau dort entsteht dieser Gedanke. Vielleicht ist Selbstbeherrschung nicht immer Stärke. Vielleicht ist es manchmal tatsächlich eine Form der Unterdrückung. Aber nicht von außen. Sondern von dir selbst.
Und gleichzeitig ist es nicht so einfach. Denn Selbstbeherrschung kann auch Kraft sein. Sie kann dir Raum geben, bevor du reagierst. Sie kann dich schützen, bevor du etwas sagst, das du später bereust. Sie kann dir helfen, klarer zu handeln. Selbstbeherrschung ist also nicht der Feind. Sie ist ein Werkzeug. Ein Werkzeug, das leicht kippen kann. Ein Werkzeug, das du bewusst nutzen solltest. Nicht blind. Nicht automatisch.
Der spannende Punkt liegt genau in diesem Wechselspiel. Wann ist Selbstbeherrschung ein aktiver Schutz. Und wann ist sie eine stille Selbstverkleinerung. Wann bringt sie dir Ruhe. Und wann nimmt sie dir Stimme. Wann gibt sie dir Haltung. Und wann nimmt sie dir Raum.
Dieses Hoppala im Comedy Programm hat etwas geöffnet. Es hat einen Gedanken ans Licht geholt, der vielen Menschen bekannt vorkommen könnte. Die meisten spüren solche Themen erst spät. Meist erst dann, wenn der Körper laut wird. Wenn die Müdigkeit größer wird. Wenn die Freude kleiner wird. Dabei reichen manchmal genau solche kleinen Impulse, um früher hinzuschauen.
Wenn du magst, nimm dir kurz Zeit. Schreib dir zwei Situationen auf. Eine, in der Selbstbeherrschung dir guttat. Und eine, in der sie dich leise klein gemacht hat. So beginnt oft die innere Klarheit. Ganz ohne Drama. Nur mit Ehrlichkeit.
Und wenn du weiter an diesem Thema drehen willst, erzähl mir gern, wohin es dich gerade zieht. Ich bin neugierig auf deinen nächsten Schritt.
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